Detaillierte Berichte und Fotos sind im Logbuch 2018 als PDF enthalten
Mittwoch 4. Juli bis Dienstag 23. Juli 2018 - Vreni und Peter
Gårdsviken
Was tröpfelt so leise auf unser Dach? Es ist der Regen, der alles feucht macht. Von Töre, dem nördlichsten Hafen der Bothnia geht es nur noch heimwärts. Der Windgott ist uns hold. Er bringt uns für den kurzen Schlag nach Gårdsviken einen angenehmen Nordwind. Raumschott gleiten wir durch die Tonnenstrasse, vorbei an unzähligen Untiefen und Steinhaufen. Wir fühlen uns saunawohl alleine in der Bucht. In den Schwitzpausen zeigt sich sogar die Sonne.
Liggskär
4-6 BF von Achtern. Bei mässiger Welle gleiten wir nach Süden. Zwischen den Schären der Norrviken erreichen wir bald die Einfahrt zum Fjord von Luleå und bleiben bei der Einfahrt im kleinen Clubhafen von Liggskär hängen. Wir meiden damit das Hafenfest von Luleå. Der nahe Sandstrand mit Dünen und Sauna ist uns lieber. Freundlich zeigen uns die Schweden Ihre Clublokalitäten.
Das Wetter hält am zweiten Tag mehr als die Forecast verspricht. Bei Sonnenschein erkunden wir den langen Sandstrand mit den blühenden Dünen. Danach müssen im Logbuch müssen die Lücken gefüllt werden. Und schon ist es wieder Zeit für die Sauna und das Abendessen im Clublokal. ,Wenn Ihr wieder kommt nächstes Jahr, werden wir eine Schweizer Flagge haben‘ meint ein Segelclub Mitglied.
Pite Rönnskär
Langsam hat sich der Hafen am Wochenende gefüllt. Die Ferienzeit der Schweden hat begonnen. Beste Voraussetzung für die Fahrt nach Süden herrschen mit 5-6 BF. Auf Südkurs rauschen wir mit gereffter Genua und Besan mit sieben Knoten durchs Wasser. Die 40 Meilen bis Jävre sind in der Rekordzeit von 7 Stunden gesegelt. Die betonnte Hafeneinfahrt ist versandet. Exakt zwischen den roten und grünen Spieren hocken wir bei 1.20 m auf einer Sandbank und buddeln uns rückwärts wieder aus. Zwei Meilen südlich in Sandholmen ist der Steg voll besetzt. Ankern brechen wir ab, nach dem eine Frau vom Balkon ,Nei, Nei, Stei...‘ geschrien hat.
Endlich nach mehr als 52 Meilen liegen wir längs am alten Lotsenplatz in Pite Rönnskär. Den ganzen Tag hat uns eine Front mit Wolken begleitet. Auf der Insel scheint nun die Sonne. Es bläst die ganze Nacht mit 6-7 BF. Wir liegen perfekt und ruhig an der hohen Quaimauer.
Furuögrund
Vreni‘s Geburtstag am Sonntag 8. Juli. Schon vor dem Aufstehen klingeln die telegrafischen Glückwünsche per MMS. Auf Pite Rönnskär ist heute Gottesdienst mit Picknick beim höchsten Leuchtturm (37 m) von Schweden. Wir setzen uns im Café an die Sonne und lassen uns mit einem Lax-Räke Smörebröd (Crevetten mit Ei und Lachs) verwöhnen. Kurz darauf legen wir wieder ab und Segeln nach Süden.
In Furuögrund ist der Längsplatz am Holzsteg noch frei. Die Beiz ganz nahe. Als Geburtstags-feier für Vreni haben wir Happy Landing und Nachtessen auf der Terrasse.
Kurjöviken
Beim Auslaufen ist der Horizont zwischen den Wolken und der Spiegelglatten See nicht auszu-machen. Wir schweben brummend über das Spiegelbild. Im sehr engen Hafen von Kurjöviken ist Anlegen nur Römisch/Katholisch mit Buganker und Heckleine möglich. Nach 10 Tagen ohne Einkäufe geht uns das Mehl langsam aus. Schwer beladen mit zwei Rucksäcken und einer Tasche kehren wir vom ICA zurück und füllen die Stauräume samt Kühlschrank. Nach dem Schlummi spielen wir Boggia auf dem Kiesweg.
Malören
Genug Wind um mit Vollzeug auf Halbwindkurs nach Süden zu segeln. Die Zufahrt zur Bucht der Malören ist zwischen den Steinen sehr eng. Zuerst muss mit Kurs 185º die Linie der Backen (zwei Dreiecke im Wald) angelaufen werden. Danach bei der Spitze von Långöhren ein Dreher mit Kurs 270º und schon sind wir in der Bucht. Mit einem Meter Wasser unter dem Kiel vergraben wir unseren Anker. Wir haben die ultimative Badebucht gefunden. Völlig alleine geniessen wir 22º warmes Badewasser.
Löfsele
Vor dem ,Zmorge‘ ein Sprung ins angenehm kalte Wasser und einmal rund Odin. Im Schritt-tempo schleichen wir die Ausfahrt an und kommen ohne Grundberührung an den vielen Steinen vorbei. Mit einem kurzen Schlag wechseln wir zum Lotsenhafen von Bjurökluppen. Wir haben genügend Platz im sehr engen Hafenbecken und erklimmen den 50 m hohen Hügel zum Leuchtturm. Die Aussicht belohnt uns für den Aufstieg.
Schwache Winde schieben uns am Nachmittag der Küste entlang nach Löfsele. Ganz hinten in der Bucht beim Betonquai streichen wir die Segel und legen uns Längs an die alte Holzmauer. Grosse schwere Ringe sind die letzten Zeugen der ehemaligen Holzverladestelle.
Ratan
Sonne weit und breit. Der versprochene Wind bleibt aus. Der ganze Quai ist in Ratan besetzt mit Motor- und Segelbooten. Wir bleiben in Ratan für den Parkdienst. Törnplanung, Post erledigen und Wäsche waschen. Bei schönstem Wetter spazieren wir zum nahen Tullgården und lassen uns mit einem feinen Lunch verwöhnen. Ein Schiff nach dem andern verlässt den Fjord. Es wird ruhig am Steg.
Bredvik
Frühe Tagwache und Auslaufen vor 08:00 Uhr. Die Weatherforcast zeigt 2-3 BF auf die Nase und am Nachmittag aufbrisen 4-5. Wir möchten die Einfahrt bei Umeå vor der grossen Welle erreichen. Die Planung geht auf. Nach vier Stunden Gebrumme können wir doch noch alle Segel setzen und mit Halbwind gegen Bredvik gleiten. Der Hafenmeister bietet uns kurzerhand seinen Wagen für die Einkäufe an. Klar, dass wir die Gelegenheit für schwere Einkäufe (Bier) nutzen. Im Hafengeld inbegriffen ist die Sauna auf dem Wellenbrecher. Ein schönes rundum verglastes sechs-eckiges Holzhaus. Der Holzofen wird eingefeuert. Wir freuen uns auf das Schwitzen und Platsch ins Wasser springen. Es ist uns rundum Saunawohl.
Norrdbyskär
Nach dem Auslaufen aus den Schären von Umeå Segeln wir bei Welle einen Halbwind dem Ufer entlang nach Westen. Ruppig pflügt sich Odin seinen Weg durchs Wasser. Das letzte Stück zu den Schären von Norrdby legen wir gerefft zurück. Der Steg bei der Sägerei ist unbrauchbar weil starker Schwell von Süden die Boote hüpfen lässt. Wir hängen uns in der ruhigen Südbucht an den Anker und rüsten den Elektromotor und unser Dingi für den Land-gang. Im Museum werden die riesigen Ausmasse der Sägerei mit Hobelwerk sichtbar. Bis in die fünfziger Jahre wurden mit Dampf betriebene Gattersägen eingesetzt und das geschnittene Konstruktionsholz entlang dem Meer gestapelt. Mit kleinen Schleppern wurden Transportboote zu den Segelschiffen bugsiert und das Schnittholz in die ganze Welt exportiert.
Själnöhamn
Eine neue Woche beginnt. Morgengymnastik? Zuerst ein erfrischendes Bad in der schönen Bucht. Dabei stellen wir fest, dass Odin nach dem Winddreher um 180º nahe bei Holzpfählen liegt. Es scheinen Überreste der Verladerampe zu sein. Beim Anker lichten merken wir, dass die Kette und Leine der Boie um einen Pfosten gewickelt ist. Zentimeter um Zentimeter holen wir die Kette hoch und befreien diese vom Schlamm und Fadengras. Beim Heben nimmt der Anker eine gewaltige Menge stinkendes Seegras und Mud mit in die Höhe. Mit 2-3 BF auf Halbwindkurs gleiten wir Stunde um Stunde unserem nächsten Ziel Själnöhamn entgegen.
Malmön
Keine Morgengymnastik? Vreni holt mit einem Schwumm zum Felsen die Heckleine. Der Anker und die Kette kommen sauber an Bord. Die See liegt spiegelblank. Kein Hauch von Wind. Odin brummt deshalb drei Stunden vor sich hin, bis wir um die Ecke in der Westbucht der Insel Malmön eintreffen. Der schöne Sandstrand lockt viele Familien mit Kindern zum Baden. Es herrscht ein reger, von Kinder-schreien belebter, Betrieb. Das Thermometer klettert auf 29.8º
Köpmansholmen
Ferienstimmung. Vor dem Auslaufen schwimmen. Wir haben es nicht eilig. Beim Weiterfahren schikaniert uns der Wind. Er kommt mit 3 BF, fällt zusammen, wieder 2 BF, dann von der an-deren Seite. Es ist heiss. Im Naturhafen von Grisslan drehen wir eine Runde. Auch Trysunda laufen wir an. Ohne Stress stellen wir fest, dass alle Plätze besetzt sind und Tümpeln weiter nach Westen dem Festland entgegen.Platt vor dem Wind mit ausgebaumter Genua und Besan mit Bullentalie, kommen wir unserem Ziel langsam näher. Die Einfahrt durch die seichte Nätraån nach Köpmansholmen schaffen wir mit 5m cm unter dem Kiel. Im Hafen organisiert uns ein schwedischer Segler den Hafenmeister, welcher uns den besten Platz zwischen Schwengel zuweist.
Ulvön
Wir sind am Festland und haben genug Wasser um Odin wieder einmal von Vorne bis Hinten zu Reinigen. Der Wind zwischen den Felseninseln schikaniert uns wieder. Segel raus, rein, raus... Dann gleiten wir doch noch gemütlich unserem der Insel Ulvön entgegen. Wir haben Glück. Es ist tatsächlich ein Platz vor dem Hotel frei, Bei 10m Wassertiefe legen wir 45 m Kette, damit wir auch bei Seitenwind ruhig liegen. Der Spaziergang der Bucht entlang führt uns durch das ehemalige Fischerdorf, welches heute nur noch als Ferienoase genutzt wird. Beim Abendlicht erklimmen wir den höchsten Berg (274 m) von Ulvön und geniessen die herrliche Aussicht über die Höga Kusten. Rund um uns ist Betrieb. Der Hafen leert sich und füllt sich erneut.
Häggvik
Der Spaziergang zum kleinen Tante Emma Laden führt uns am letzten Fischerhaus vorbei, welches als Museum eingerichtet ist. Kurz vor Mittag öffnet auch die Holzkappele Ihre Türe. Speziell die Wandmalerei und Holzkonstruktion sind sehenswert. Wie immer am Meer hängt auch hier ein Rahsegler unter dem Dach. Zwischen den ungewöhnlich hohen Inseln suchen wir unseren Weg nach Häggvik. Bekannte Gesichter helfen uns beim Anlegen um die Ecke bei der letzten freien Boje. Mit viel Leinen und Spring wird Odin mit dem Bug am Stegende gefesselt.
Gegen Acht machen wir uns auf den Weg zum Jazzfestival. Einzelne Musikfetzen weisen uns die Richtung. Die Dixi Formation hat mit dem Klarinettisten und Banjospieler zwei hervor-ragende Solisten. Gegen Mitternacht machen wir uns auf den Rückweg. Der Himmel ist beinahe Dunkel.
Am Samstag nach 17:00 Uhr Pilgern wir wieder zum Jazzfestival und nehmen uns auch die Zeit die Ausstellung von Mannaminna zu durchstreifen. Wer erwartet hier auf dem Berg verrostete Schiffe, Lokomotiven, Tram, Rostbrücken? Sogar ein Grippen (Militärflugzeug) liegt am Waldrand. Ein Mammut steht in der Halle. In fünf verschiedenen Räumen wird am Samstag musiziert. Richtig schöne Blues und Ragtime Gruppen mit alter Besetzung (Sousaphon, Banjo, Trommel), Eine kleine Formation mit Sängerin, Kontrabass und Piano verzückt mit fadoartigem Gesang. Die absolute Krönung ist eine Sängerin mit Violinen, Geigen und Cello Begleitung. Vier Männer zupfen den Rhythmus auf Ihren Kammermusik Instrumenten, während die Bluessängerin alle Register zieht und Leise bis Kräftig Singt und Pfeift.
vom 04.07. - 10.08.18
38 Tage, davon 27 Tage auf See
Distanzen durchs Wasser…
630 Seemeilen, Ø 16.7 sm/tg
220 unter Segel, 409 mit Motor
Kosten für 76 P/tg…
Auto, Bus, Museum CHF 90 pro P
Hafengebühren, Unterhalt, Diesel
21 CHF pro P/tg
Verpflegung, Wasser, Getränke
35 CHF pro P/tg
Verbrauch von…
Diesel 303 h à 3.6 l/h
Brauchwassern 38 tg, 37 l/tg
Harnösand
Ein grauer Sonntag Morgen. Es hat tatsächlich geregnet. Der Wind frischt kurz auf. Es reicht um die Genua und den Besan zu trocknen. Mit Gebrumme geht es weiter nach Harnösand. 50 kg Alkohol fahren wir mit dem Einkaufswagen direkt zu Odin. Das Bunkern bei Hemköp fällt nicht leichter aus. Der grosse Rucksack und 2 grosse Tragetaschen werden mit Esswaren gefüllt und in den Bilgen verstaut. Mehr aus Zufall entdecken wir die riesigen Hallen des Automuseums am Ostquai des Hafens. Fein säuberlich sind hunderte von Fahrzeugen der letzten 120 Jahre ausgestellt. Eine Rarität, wie das Lincoln Cabriolet, in welchem John F. Kennedy erschossen wurde ist auch dabei. Citröen ist mit einem C3, der Rosalie, dem B11, dem 2CV mit Hippie Gestalten und einem Frosch vertreten.
Mittwoch 24. Juli bis Freitag 10. August 2018 - Vreni und Peter
Sundsvall
Nebel. Mit Raderoverlay auf dem Plotter und AIS schleichen wir uns bei Sicht um 100 Meter der Küste entlang nach Süden. Die alte Welle vom gestrigen Starkwind lässt Odin tanzen. Die Son-ne hat uns nach zwei Stunden wieder. Wir freuen uns über den Wunschplatz in der Marina von Sundsvall. Längs ganz Hinten hängen wir in der Spring. Sogleich wird die Waschmaschine gebucht. Seltsam, dass der letzte Hafen in Harnösand ohne Infrastruktur unser Budget mit 200 Kronen belastete, während derjenige von Sundsvall mit allem Comfort nur 150 kostet?
Am nächsten Morgen Pünktlich um 10:00 steht uns bei Sixt ein rassiger Mini zur Verfügung. Die Fahrt zu Hjertsman dem Seglerladen kostet einiges. Neben Sikaflex für die Regenlecks wird ein zusätzlicher Lautsprecher fällig, um bei laufendem Motor die VHF Meldungen auch auf dem Achterdeck zu hören. Auf dem Hausberg mit 240 m.ü.M. schweift unser Blick in die fernen Buchten und über die Stadt mit Ihren vertrauten Geräuschen. Am Nachmittag suhlen wir im grössten Einkaufszentrum von Sundsvall. Die endlosen Läden haben aber keinen Kaufrausch ausgelöst. Trotz unerträglicher Hitze von 29.8º erklimmen wir auch den zweiten Hausberg und besichtigen das Freilichtmuseum. Neben einem Zirkus sind einige Blockhäuser, Ställe und eine mit Wasser betriebene Sägerei aufgebaut. Die Räume der einzelnen Häuser sind ursprünglich eingerichtet. In der Küche wird mit alten Rezepten experimentiert. Kaffee wird aus gerösteten Kartoffeln hergestellt und Butter mit Kartoffelblüten gestreckt. Am späten Nachmittag bei seng-ender Sonne kratzen wir einige Fugen auf dem Deck von Odin auf und dichten diese ab. Beim nächsten Regen wird es sich zeigen, ob unsere Anstrengungen erfolgreich sind.
Eine Spazierfahrt mit dem gemieteten Mini führt uns am Donnerstag quer durch die Höga Kusten. Wir wollen die ,Berge‘ von der Landseite auskundschaften. Die grosse Hängebrücke über den Storfjärden bildet den Eingang zum ,Gebirge‘ mit ca. 300 m.ü.M. Im Zickzack fahren wir durch die Landschaft, welche tatsächlich das Gefühl von Alpenvegetation vermittelt. In Nordingrå besichtigen wir die Kirche, welche wir vor Tagen aus Häggvik gesichtet haben. Die vielen kleinen Holzhäuschen dienten früher als Ställe für die Kirchgänger. ,Früher‘ ist ein Begriff, der immer wieder zu hören ist. Früher gab es da noch Fischer. Früher wurde das geschlagene Holz in die ganze Welt verschifft. Früher war es nicht so heiss wie heute...
Für das Wochenende ist eine Welle von 1.5 m und Starkwind aus Osten angesagt. Für den Kurs nach Süden ungünstig. Wir bleiben deshalb Sundsvall treu. Die Holzbarone hatten nach dem x-ten Vollbrand die Nase voll. Die neue Stadt wurde vor 130 Jahren nicht mehr mit Holz-häusern sondern mit 3-4 geschossigen Jugendstil Steinhäusern aufgebaut. Die bevorstehende Vollmondfinsternis lockt einige auf die Pier. Dass der Mond nur knapp über den Horizont kuckt haben wir nicht erwartet. Bis nach Mitternacht wird am Quai bei Wein und Whisky geplaudert.
Am Samstag ist ein Basteltag nötig um den zusätzlichen Lautsprecher am Steuer des Achter-decks zu installieren. Dank einiger Kabelleichen muss kein einziges neues Loch gebohrt werden. Das Verfolgen der Leitungsführung nimmt jedoch viel Zeit in Anspruch. Schränke müssen ausgeräumt, die Bilgen im Heck durchforscht und die Backskiste vollständig entleert werden. Der Schwede vom andern Ufer kommt am Abend nach dem ersten Regenguss mit Gitarre, seiner Frau und Bier an unseren Steg.
Nachts hat es auf unser Dach getropft. Am Sonntag Morgen ist alles wieder trocken. Beim Mittagsschlaf entlädt sich ein heftiges Gewitter über Sundsvall. Mit Aufräumen und Putzen verbringen wir den 1. grauen Tag seit Monaten.
Mellanfjärden
Die Weiterfahrt wird wieder Neblig. Nicht im Kopf vom gestrigen Wein. Die feuchte Luft liegt zu tief über dem Wasser. Mit wenig Wind Gegenan brummen wir bis zur Insel Bramön. Hoch am Wind unter Vollzeug stampfen wir durch die alte Dünung weiter nach Süden. Beim Anlege-manöver mit Heckleine und Boie kracht und knirscht es beim Steuerrad auf dem Achtern Deck. Die Leine hat sich im Steuer verfangen und mit knirschen das Rad, beim abbremsen der 13 Tonnen, in unzählige Stücke zersplittert. Keiner der vorrätigen Kleber lässt sich beim Zusam-mensetzen der Splitter anwenden. Es bleiben nur Schrauben und viel Vulkanisierband.
Kuggören
Die alte Welle steht immer noch. Zudem nur 2-3 BF Wind genau auf die Nase. Wir unterbrechen unsere Reise nach Süden an der SXK Boje in der Bucht von Kuggören.
Fläskvik
Ein ,Höllenritt mit Skipper Pit‘. Mit Positionslichtern und Radar verlassen wir die Bucht. Die Welle ist ganz heftig. Wir reiten gegen den Wind nach Süden. Nach zwei Stunden reissen die Wolken auf. Wir sind im Lee der Insel Agnö und segeln bis Fläskvik, wo wir wieder eine SXK Boje schnappen und den blauen Himmel mit Sonne und Badewasser geniessen. Gemäss Nachrichten und Info der Gemeinde ist in der Region Uster in der Schweiz absolutes Feuer-verbot. Am heutigen Nationalfeiertag, dem 1. August, heisst das kein Höhenfeuer, kein Servelat vom Grill. In unserer Bucht von Fläskvik bietet uns die Sonne eine halbe Stunde ein Spektakel mit Feuerwerk am Himmel. Mehrere Horizonte werden von den glutroten Strahlen durchbohrt. Wir sitzen bis nach 22:00 Uhr auf dem Achterdeck und bestaunen den glühenden Abend.
Segelvik
Kurz nach Sonnenaufgang ein erfrischendes Bad im 22º warmen Wasser. Die Bothnia verwöhnt uns. Eine alte lahme Welle und absolute Windstille herrscht bei der Abfahrt. Nach einer Stunde Blitze und Donnergrollen. Wir versuchen dem Gewitter mit einer starken Kursänderung auszuweichen. Die zweite nachfolgende Zelle erwischt uns trotz zickzack Fahrt.
Laptop, iPhone und Kamera verschwinden im Backofen, wo sie vor einem allfälligen Blitzschlag sicher sind. Nach einer Stunde sind wir wieder mit Flaute auf dem alten Kurs. Bei blauem Himmel laufen wir in Segelvik ein und legen uns längs im Gasthamn an den Steg. Baden, Sonne und ein Spaziergang um die Bucht zur andern Seite.
Gållsgrund
Wirklich so wie in der Weatherforegast beschrieben: Wir haben ablandigen Westwind mit 3-4 BF ohne Welle. Mit 5-7 Knoten brausen wir durchs Wasser dem weiten Ufer entlang. Im Zickzack führt der betonnte Weg durch die Schären von Küson. Vorsichtig wird die Bucht von Gållsgrund für das Ankermanöver abgefahren. Entlang der 3.0 m Kante drehen wir einen Kreis. Plötzlich rumpelt es. Wir haben einen Unterwasserfels erwischt. Nach Karte bei 5.0 m Wassertiefe! Trotzdem legen wir die Kette aus und Baden im herrlichen Wasser.
Öregrund
Mit Blitz und Donner werden wir heute Morgen um 05:00 Uhr geweckt. Dann regnet es ganz sachte. Kurz nach dem Frühstück um halb Sieben Leine los und Auslaufen mit direktem Kurs 120º zu von Schären von Björn. Der aktuelle Wetterbericht hat zur Folge, dass wir unsere Streckenplanung ändern und direkt der Küste entlang nach Öregrund fahren. Damit umschiffen wir eine Starkwindfront. Schwere Gewitterwolken ziehen an uns vorbei. Während es rundum Schüttet brummen wir ohne Regen sieben Stunden vor uns hin. Der schwache Wind lässt kein Segeln zu. Kurz vor Öregrund holt uns eine Front ein und spült tausende von Mückenleichen vom Deck. Im Steuerhaus saugt Vreni die restlichen Fliegen und Mücken mit dem Staubsauger weg. Im Sund vor Öregrund flitzen knatternd Formel 1 Rennboote durch das Wasser und fliegen mit Höchstgeschwindigkeit an uns vorbei. Schnell und Laut muss es sein. Kurz nach Mitternacht sinken wir in die Kissen und schlafen obwohl die Bässe der verschiedenen Festplätze die Schranktüren im WC erzittern lassen.
Absolute Ruhe am Sonntag. Das Fest ist vorbei die Alkoleichen liegen auf den Motorbooten. Um die Mittagszeit schüttelt uns ein heftiges Gewitter. Fast alles ist dicht. Fliegendes Wasser in der Bucht von Öregrund. Wir liegen sicher an der inneren Quaimauer.
Slatön
Keine zwei Meilen südlich von Öregrund legen wir in der Grepen Marin an. Die telefonische Vereinbarung vom Sonntag klappt tatsächlich. Pünktlich steht uns ein Mechaniker für den dringend notwendigen Ölwechsel und 200 Stunden Service zur Verfügung.
Mit wechselnden Winden direkt auf die Nase und allen Variationen von Stärken ziehen wir weiter nach Süden. In der Bucht südlich von Slatön legen wir uns vor Anker. Eine ausser-ordentliche Wetterlage begleitet uns nun schon seit drei Monaten. Ein Abendbad mit Sonnen-untergang. Das wars? Nein. Der Nachbar kommt mit dem Dingi vom Fischen und vermacht uns den ganzen Fang. Eine Stunde Arbeit mit Ausnehmen und Zerschneiden. Die scharfen Flossen schikanieren uns.
Elmsta
Das Morgenbad vor dem Frühstück ist eine wohltuende Erfrischung. Es war tropisch in der Nacht. Noch nie waren wir so oft gemeinsam im Wasser wie in diesem Sommer. Die Weiterfahrt zum Vaddö Kanal ist wieder gegen den Wind. Die gestern filetierten Barsche werden von Vreni mit einer feinen Sauce und Reis zubereitet. Danach geniessen wir den ruhigen Nachmittag und erwarten den angekündigten Starkwind von 5-7 BF.
Furusund
Der angekündigte Starkwind ist ausgeblieben. Früh um 06:00 Tagwache. Wir wollen den Fäktank auspumpen und die Brückenöffnung um 08:00 passieren. Gemütlich tuckern wir danach durch den schmalen Vaddö Kanal. Auch im anschliessenden Fjörden nur zwei Beaufort Wind. So erreichen wir zur Mittagszeit Furusund. Es herrscht reger Betrieb. Das Hafencafé ist geöffnet. Bis Morgen ist noch Hochsaison. Die Hafengebühr ist seit Mai von 150 auf 470 SEK gestiegen.
Bei Hitze (26º) im Schatten genehmigen wir uns im Hotel ein feines Mittagessen mit Bier. Danach ist der übliche Papierkrieg am Ende einer Etappe. Nachführen der Buchhaltung, Landgang Berichte und Logbuch. ‚Der Quelle des Wassers in der Bilge auf die Spur kommen‘ war die seit langem nötige Suchaktion. Hinter dem Kühlschrank liegt die Lecke Stelle wie immer. Zum x-ten mal. Ausbauen des Kühlschrankes. In die Öffnung kriechen und die Schrauben bei den Schlauchschellen anziehen. Danach Kühlschrank wieder einbauen und hoffen, dass nun wieder alles trocken bleibt.
Vaxholm
Sollen wir fahren oder nicht? Der Wetter-bericht ist unterschiedlich. 7 BF aus Süd bis Südost im Windfinder. Die Gribdaten von SMI Sweden zeigen im geschützten Innenbereich der Schären bedeutend weniger an.
Kurz nach 07:30 Uhr schleichen wir mit verholen der Leinen aus dem Hafen von Furusund. Alles ist noch ruhig. Der Wind zwischen 2 und 7 BF lässt kein Segeln zu. Es ist sehr Böig. Nur das letzte Teilstück fordert unseren Volvo Penta. Mit Starkwind auf die Nase pflügt er sich den Weg durch die schäumenden Wellen.
Kurz vor dem Ziel ist reger Betrieb. Aus allen Richtungen tauchen Segler auf. Alle suchen einen geschützten Hafen. Mit Hilfe des Hafenmeisters schnappen wir uns in Vaxholm zwei Mooring und belegen die Bugleinen am Steg. Trotz heftigen Böen gelingt das Manöver einwandfrei. Wir sind froh sicher an der Leine zu hängen. Die letzten Tage der schwedischen Segelsaison gehen zu Ende. Unser Törn im Bottnischen Meerbusen war einmalig. Die Landschaft, das Wetter und die Einwohner haben uns positiv überrascht.