Donnerstag, 28. April 2016
Eine Reisetasche, zwei Rucksäcke, eine dicke schwarze Aktenmappe und ein grosser Koffer mit der 15 l Kühlbox für Medikamente und diversem Zubehör. Es wird eng im 'de Luxe' Abteil des Nachtschnellzugs. Kurz nach Basel und einem Merlot als Schlummi dösen wir durch die Nacht Richtung Hamburg.
Freitag 29. April bis Sonntag 1. Mai 2016
Früh am Morgen wird bereits das Zimmer im 'Europäischen Hof' bezogen. Damit ist auch das Problem 'Kühlung der Box' abgehackt. Pünktlich zum Kursbeginn treffen wir zum 'Flick- und Schraubkurs' der Kreuzer Abteilung im Elbcampus ein. Zwei Tage kleben, harzen, schleifen und polieren mit Epoxid in Theorie, Praxis und Überhosen machen Spass. Es folgt am Sonntag der Navigations- und Radarkurs bei der Yachtschule Meridian. Welle, Trafik und das Fummeln am Radarbildschirm begleiten die sonntägliche Motoryachtrundfahrt auf der Elbe.
Montag 2. bis Freitag, 6. Mai 2016
Die Zugfahrt durch grüne Landschaften nach Lauterbach wird einzig durch die unwirsche Art des Busfahrers ab Bergen gestört. Odin liegt am Steg. Michael ist fleissig mit den letzten Arbeiten beschäftig. Das Tagesziel: Bett einrichten und Kleider verstauen wurde erreicht. Die nächsten zwei Tage plündern wir diverse Einkaufszentren und beladen Odin mit zusätzlichen 300 kg für Getränke, Konserven und Frischwaren. In dieser Zeit ist auch die Mannschaft von 'Bootsbau Rügen' mit den letzten Instandsetzungen beschäftigt.
Endlich am Donnerstag laufen wir aus. Bei blauem Himmel, Halbwind und 20 cm Welle segeln wir quer über den Greifswalder Bodden. In Greifswald neben der Oldtimerwerft tauschen wir die betagten Barlow Winschen gegen viergang Trimmerwinschen von Pontos, welche bei doppeltem Drehmoment 50% weniger Kraftaufwand versprechen. In der Praxis: Dichtholen der 40 m2 Genua hart am Wind mit zwei Fingern an der Kurbel (eine Umdrehung = 3 cm Leine).
Samstag 7. bis Samstag 21. Mai 2016 mit Stephan Pfändler als Gast
Erster Ferientag? Der Hafenmeister freut sich, dass wir direkt vor dem Turm in Greifswald angelegt haben. Am Nachmittag trifft Stephan ein. Nach kurzer Einweisung genießen wir das Stadtleben bei feinem Ducksteinbier und Grilladen. Die gemütliche Fahrt am Sonntag wird durch die Brückenzüge von Ryck und Ziegelgraben unterbrochen. Die Gastliegeplätze in Stralsund sind noch leer. Trotzdem erfolgt eine Grenzkontrolle durch drei nette Zöllner. Der Stadtrundgang endet beim Griechen um die Ecke. Wie immer ist die Weiterfahrt durch die Tonnenstrasse nicht ohne Nervenkitzeln. Genau an der engsten Stelle vor Vitte kreuzen wir die Fähre und das Passagierschiff der weissen Flotte.
Für die Überfahrt nach Bornholm ist um 05:00 Uhr Tagwache mit Sonnenaufgang. Leise schleichen wir uns im Zickzack durch die Tonnenstrasse. Nach Kap Arkona ohne Wind unter Motor wird es nach Meinung von Stephan beinahe Langweilig. Bei strahlender Sonne wird Odin nervig über Funk gerufen. Wir müssen einem Schleppverband ausweichen und anschliessend aus der vier Meilen Sicherheitszone der Windpark Baustelle abhauen. Dann passiert es: Die Druckpumpe des Fäktanks platzt. Der Duft der grossen weiten Welt ergiesst sich in die Bilgen. Dank umfangreichem Ersatzteillager kann die Pumpe ohne fremde Hilfe in Rønne geflickt und die Bilge wieder gesäubert werden.
Die Inselrundfahrt mit dem Mietwagen führt uns durch Wald und Wiesen über das Echotal der Ostküste entlang zur Festung von Hammer Odde am Nordkap. Die engen und verschachtelten Häfen sind wie Festungen mit Schleusen gegen den stürmischen Ostwind gesichert.
Alle guten Dinge sind Drei: Nach der Shitpumpe musste der Tourenzähler repariert werden. Vor dem Schlag nach Schweden bricht beim Frühstück die Stromversorgung zusammen. Die letzte Instandsetzung für die nächsten sechs Wochen. Entlang der Ostküste queren wir die Hanöbucht bis zu den Schären vor Karlskrona.
vom 28.04. - 21.06.16
Distanzen durchs Wasser...
741 Seemeilen (Se 354, Mo 387)
Kosten für...
Reise, CNL DB, Hotel (3 Tg), Mietwagen (3x), Flug HAM - ZCH, 865.00 CHF pro P
Hafengebühren. Unterhalt, Treibstoff
13.20 CHF pro P/tg
Verpflegung, Wasser, Getränke
38.50 CHF pro P/tg
Eines haben die Häfen der schwedischen Küste gemeinsam. Sie sind leer. Die meisten Restaurants sind noch geschlossen, im Bau oder als Asylantenheim umgenutzt. Hafengebühren werden noch nicht kassiert. Dafür stehen oft die Sanitäranlagen schon zu Verfügung. Die Saison beginnt erst in einem Monat!
Wir geniessen die schönen Plätze in den Schären. Wind und Wetter zeigt sich in allen Variationen. Segeln unter Vollzeug, stark gerefft bei 7 BF, Motoren ohne Wind, das volle Programm. Unsere Warmluft Heizung überbrückt die 15 Grad früh am Morgen.
Gegen Ende der zweiten Segelwoche gleiten wir Raumschott zurück nach Hanö, einem der schönsten Häfen die wir bisher angelaufen haben. Ein Spaziergang zum Leuchturm durch den Wald, an Rotwild vorbei und danach ein feines Nachtessen im kleinen Hafenrestaurant.
Die ersten Segelyachten werden am Horizont gesichtet. Ab Simmrishamn verlässt uns Stephan mit Zug und Flug Richtung Heimat.
Sonntag 22. bis Freitag 27. Mai 2016 (116 SM)
Vorwiegend schwacher Ostwind, Raumschott der Südküste von Schweden entlang. Ohne Motor ist die Schaukelei unerträgliche. Das Timing liegt richtig beim Durchqueren der militärischen Sperrgebiete.
Der Rundgang durch die Altstadt von Ystad hat seinen Höhepunkt im Rosengarten des Klosters. Im Hafen treffen wir eine Najad des CCS unter Schweizer Flagge. Wir verfolgen einige Tage über AIS den weiteren Kurs der einzigen Schweizer welche unseren Weg gekreuzt haben.
Im stinkigen Kalkbruch von Smygehamn geniessen wir die seit Tagen scheinende Sonnen. Wir wissen, dass halb Europa im Wasser versinkt. Der Zwischenstop im Falsterkanal wird für ein gründliches Deckschruppen genutzt. Wir wollen endlich die Stockflecken im Teak eliminieren. Im Dockan von Malmö, einem gut ausgerüsteten Hafen mitten in neuen Wohnhäusern, behandeln wir später alles mit Boracol.
Die Fahrt durch den Öresund unter der riesigen Brücke hindurch war wie Segeln auf dem Obersee. Schöner Wind. Aufkreuzen unter Vollzeug mit 7.6 Knoten Fahrt. Wir lassen uns einige Tage Zeit und geniessen die Stadtrundgänge, Museen, Turning Tower und Fressbeizen vom Lilla Torg. Auch die Waschmaschine mit Tumbler werden genutzt und das nahe Einkaufszentrum geplündert.
Samstag 28. Mai bis Sonntag 5. Juni 2016 (115 SM)
Bei Kronborg wandert der Blick zwischen dem imposanten Schloss Helsingör und den ständig kreuzenden Fähren hin und her. Der sonntägliche Spaziergang rund um die Festung zeigt auch die beeindruckende Strömung am Kap. Nach zwei Stunden unter Motor mit Wind auf die Nase liegen wir in Gilleleye am Steg mit vollflächigem Mövenshit. Im alten Fischerhafen gefällt es uns wesentlich besser.
Der Geheimtipp mit Verpflegung im Brasseriet hat sich bewährt. Wir laufen am nächsten Tag erst nach dem feinen Essen aus und surfen mit 6 BF Raumschott, gereffter Genua und 8.5 Knoten Speed über die Wellen nach Hundested. ODIN rutsche beinahe in einen Sonnenschuss und war Bockig wie ein Esel beim längs Landen mit 6 BF Seitenwind. Regen und die ganze Nacht jaulende Wanten. Das war Neu. Seit drei Wochen schwacher Ostwind, blauer Himmel, kein Regen.
Den Isefjord befahren wir für einige Tage im Fredrikssund. Roskilde mit dem Wikingermuseum mit nachgebauten gebrauchsfähigen Schiffen und der Dom mit den Königsgräbern der letzten tauschen Jahre faszinieren uns trotz 26 Grad im Schatten. Bei der Weiterfahrt mit Ankerbucht werden wir auch von der schönen Natur eingeholt. Baden in der Morgenstund ist bei Vreni angesagt in Fredricksund.
Der Fischhändler von Rørvig rettet unser Happylanding nach der Fahrt entlang der Nordküste von Sjaelland. Im Hafen von Odden geniessen wir die gemischten Meeresfrüchte bei einem Glas Weisswein.
Am Kap von Gibben vorbei erreichen wir den beinahe leeren Hafen der kleinen Insel Sejerø. Der Spiessrutenlauf zwischen den Fastferries, welche mit 37.5 Knoten vorbei rauschen, war Dank AIS und Radar kein Nervenkitzel, weil die Zeit und Ort der Kreuzung genau voraus berechnet wurde.
Montag 6. bis Dienstag 14. Juni 16 (110 SM)
Wir wechseln über den grossen Belt nach Odense. Die lange Anfahrt durch Fjord und Kanal wird eine Meile vor dem Stadthafen gestoppt von einer Autobahnbrücke in 7 Meter Höhe. Wie sollen wir da durch kommen? Alles und über 30 SM in den nächsten Hafen? Oh Wunder. Nach einem Funkruf 'Odin Bro, Odin is calling you' wird die riesige Brücke nur für uns seitwärts weggedreht. Der Küste von Fühnen folgen wir via Kerteminde nach Nyborg. Der Hafen von Swendborg füllt sich kontinuierlich mit klassischen Holzjachten und Kuttern bis auch bei uns vier Schiffe im Paket liegen. Die Nachtregatte von Kiel macht hier Zwischenhalt. Ein völlig neues Gefühl mal wieder im Vollen zu sitzen.
In der dänischen Südsee besuchen wir Aerø und geniessen bei Regen den Rundgang im Friesennerz durch das malerische Dorf Aerøskøping. Die Rundfahrt mit dem Bus nach Marstal zeigt die weite Sicht. Bei der Besichtigung des Schiffahrstmuseums wird die weltweite Beziehung der Segelflotte von Marstal als Handelsschiffe sichtbar.
Mit gutem Wetterbericht segeln wir über den kleinen Belt nach Høruphav.
Mittwoch 15. bis Dienstag 21.Juni (18 SM)
Drei Tage Hafen mit Waschmaschine und Tumbler. Gewitter, Nebel und Regen haben uns eingeholt. Papierkram erledigen, Bunker-listen und Inventar erstellen.
Am Freitag erreichen wir Flensburg unsere letzte Station. Wir plündern wieder ein Ein-kaufszentrum und füllen den Mercedes im Kofferraum und auf den Rücksitzen bis zur Nackenstütze. Nach einigen Stunden schlep-pen liegt Odin etwas tiefer. Wir sind für die zweite Etappe gerüstet und haben alles gebunkert, deshalb folgt ein gemütlicher Ausflug zum Schloss Glücksburg.
6 Stunden warten wir am Montag auf die Mitarbeiter des Flensburger Yacht Service. Nach besprechen der wichtigsten Reparaturen können wir Erleichtert unsere sieben Sachen packen und am Dienstag mit Zug und Flug nach Hause zu Baba fahren.